Ulrich Haupt erfüllte sich mit seiner Oldtimer-Scheune einen Traum: Der Unternehmer bietet ausgewählte Klassiker in Bayern zum Verkauf oder einfach nur zum Anschauen an.

20.08.2016 Michael Rassinger

Die Oldtimer-Scheune: Vom Traum bis zur Erfüllung

Für den Unternehmer Ulrich Haupt, langjähriger Teilnehmer bei den Motor Klassik Rallyes, gibt es seit langer Zeit eine Hauptsache, die 2016 zur Chefsache wurde: Oldtimer. Im bayerischen Bruckmühl, zwischen Ottobrunn und Rosenheim, steht direkt an der vielbefahrenen Hauptstraße eine große Scheune mit einer sorgfältig ausgewählten Palette an Old- und Youngtimern. Haupt verwirklichte sich hier einen Traum, denn Autos gehören seit der Schul- und Studentenzeit zu seinem Leben.

Das Hauptgeschäft des Unternehmers ist die Medizintechnik. Alles begann mit einem nahezu kometenhaften Aufstieg bei Konica: Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften ging Haupt als Vertriebsmitarbeiter zu Konica und wurde 1984 mit der Aufgabe betraut, den Farbfilm im B2B-Geschäft unter die Leute zu bringen. Diese Aufgabe reizte den aus Liebenau bei Kassel stammenden Haupt, denn er konnte bei Null beginnen und alles neu aufbauen. Seine Qualitäten im Vertrieb sprachen sich herum, denn eines Tages rief die Zentrale an und machte ihn kurzerhand zum Assistenten des Vertriebsleiters in der Medizintechnik. Innerhalb kürzester Zeit wurde Haupt dann Vertriebsleiter und mit 31 Jahren schließlich Bereichsleiter der Medizintechnik.

Vom Angestellten zum Unternehmer

Dabei kam ihm auch die Wende zugute: Haupt war einer der ersten, die den neuen Markt im Osten erkannten und als Vorreiter tätig wurden. Ein großes Thema waren damals die Röntgenfilmentwicklungsmaschinen in der ehemaligen DDR. Die Maschinen müssen regelmäßig gewartet werden, aber nur wenige Firmen hatten die Berechtigung dafür. Haupt lernte in Berlin einen Elektromeister kennen, der wiederum alle Meister kannte, die eine Wartung für diese Maschinen übernehmen durften. Damit wurde Konica zum offiziellen Servicepartner dieser Firmen und konnte sich den neuen Markt sichern.

Als Konica die Europa-Verantwortung nicht an Ulrich Haupt übergeben wollte, wurde er anderweitig tätig und vom Ultraschallsoftware-Hersteller TOMTEC als Europa-Geschäftsführer angeworben. Die Firma mit Hauptsitz in den USA strauchelte aber kurze Zeit später, was die Chance für ihn war, als Unternehmer tätig zu werden: Er kaufte den deutschen Teil des Unternehmens mit Kollegen im Jahr 1997. Zusammen schufen die Gesellschafter im Laufe der Zeit alle Voraussetzungen für Digitale Healthcare Software, welche als Produkt 2011 ausgereift und einsatzbereit war. Damit stachen sie unter den Mitbewerbern heraus und konnten ernten, was vorher gesät wurde.

Ein Auto bedeutet Freiheit

Die Oldtimer-Passion geht weit in die Jugend von Ulrich Haupt zurück. In einem kleinen Dorf aufgewachsen, bedeuteten Moped und Auto Freiheit. Die Schule befand sich in einiger Entfernung, sodass der Führerschein für Auto und Motorrad mit 18 Jahren Pflicht war. Die Eltern wollten aber nicht, dass der neue Führerscheinbesitzer im Herbst täglich mit dem Motorrad pendelte. Kurzerhand besorgte der Vater einen T1 Bus für 500 Mark, auf den ein T2 (bei der Post ersteigert) folgte. Weitere Gefährte von Haupt waren Käfer, Ente und schließlich ein ausgemusterter Mercedes-Bus vom Versanddienstleister Hermes, den er zum Camping-Bus ausbaute und 19 Jahre lang fuhr.

Zum Ende des Studiums im Jahr 1984 gönnte sich Ulrich Haupt ein gelbes Käfer-Cabrio, das bis heute gefahren wird und bei der Sachsen Classic 2016 dabei ist. Der Erwerb des Käfers ist eine Geschichte für sich: Haupt lieh sich das Geld für das Cabrio von seinem Freund Walter, dessen Sekretärin wiederum genau diesen zitronengelben Käfer verkaufte. Der Kreis war geschlossen.

Der Weg zur Oldtimer-Scheune in Bruckmühl

Die Oldtimer-Scheune entstand aus der Frage heraus „Was mache ich nach der Medizintechnik-Karriere?“ Da Haupt seit 2010 historische Rallyes wie die Bavaria Historic und die Motor Klassik Rallyes gemeinsam mit seinen Kindern mitfährt, ergab sich die Antwort fast zwangsläufig. Er holte sich Rallye-Banner von den Veranstaltungen und begab sich auf die Suche nach einem geeigneten Ort. In der Bruckmühler Scheune war vorher ein Modellbauladen, der aber auszog. Nach mühsamen Verhandlungen mit dem Bauern („Nein, ich bin kein Gebrauchtwagen-Händler.“) konnte er den Mietvertrag unterschreiben, renovierte die Scheune zusammen mit seiner Familie und pflasterte den Hof.

Die Motivation ist Emotion

Das Hauptengagement für Haupt ist die Emotion. Er möchte mit seinen Autos Geschichten erzählen, von den Besuchern der Scheune Geschichten hören, Träume erfüllen. Es seien viele Autonarren unterwegs, die seine Leidenschaft teilten und in der Scheune Erinnerungen und vielleicht ihr Traumauto finden können. Seit April 2016 ist die Scheune eröffnet und auf Anfrage bzw. bei schönem Wetter am Wochenende zu besichtigen. Haupt verkauft „ehrliche Autos“, die Patina haben. Von hochglanzpolierten Exemplaren, die besser als ab Werk dastehen, hält er nicht viel. Allerdings könnte er sich vorstellen, seinen Käfer einmal von Grund auf neu aufzubauen, damit seine Urenkel damit noch Spaß haben. Gleichzeitig sollen sich die Käufer eines alten Autos auch bewusst sein, dass sie keinen Neuwagen erwerben.




Die Oldtimer-Scheune in Jenkofen

Auch hochwertige Filztaschen gehören zum Angebot.

Ulrich Haupt hat sich mit der Scheune in Jenkhofen einen langgehegten Traum verwirklicht.

Als geschäftsführender Gesellschafter eines medizinischen Software Unternehmens hat er sich vor einigen Jahren die Frage gestellt: was kommt danach? Da er seit 2010 Oldtimer Rallyes wie die ADAC Bavaria Historic und die Motor Klassik Rallyes von auto motor & sport gemeinsam mit seinen Kindern fährt, ergab sich die Antwort fast zwangsläufig. Er wollte seine Leidenschaft für alte Autos mit anderen Gleichgesinnten teilen. In Jenkofen wurde er in der Scheune der Familie Schwaiger im Jahr 2015 fündig. Gemeinsam mit seiner Frau Anke und seinen Kindern wurde die Scheune renoviert. Dann ging es auf Einkaufstour der ersten Oldtimer. Ziel ist es, hauptsächlich Fahrzeuge aus dem Zeitfenster 1950 bis 1990 anzubieten, denn diese Fahrzeuge haben noch sehr wenige elektronische Bauteile und man kann, wenn man es möchte, auch noch selbst etwas an den Fahrzeugen reparieren. Ebenso steht ein gutes Netzwerk an Fachleuten zur Verfügung, das in der Lage ist, ein Fahrzeug komplett zu restaurieren. Ebenso werden Fahrzeuge in Kommission angeboten. Neben den Old timern bietet Anke Haupt ein Taschensortiment aus PET- und Schurwollfilz an (Informationen auf der Internetseite).

„Es gibt keine festen Öffnungszeiten, wenn die Oldtimer auf der Scheunenauffahrt stehen, ist einer von uns vor Ort und wir freuen über jeden Interessenten der anhält und reinschaut“, so Ulrich Haupt. Es sind viele „Autonarren“ unterwegs, die Haupts Leidenschaft teilen und in der Scheune Erinnerungen und auch schon ihr Traumauto gefunden haben. Bei schönem Wetter wird die Scheune meistens an den Wochenenden oder nach Terminabsprache geöffnet sein. Jeder Käufer eines Oldtimers muss sich bewusst sein, dass er keinen Neuwagen oder jungen Gebrauchtwagen kauft, sondern ein Fahrzeug, das schon seine eigene Geschichte hat und manchmal älter als der Käufer ist. Zum Saisonstart sind 20 Fahrzeuge zu Preisen von 7 490 bis 79 993 Euro im Angebot. re

 

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